Liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,
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wir haben ein Jahr hinter uns, welches uns in unterschiedlicher Weise viel abverlangt hat. An erster Stelle ist hier natürlich die Pandemie zu nennen, die es geschafft hat, die Normalität in unserem Leben ab März auf eine harte Probe zu stellen. Mit zwei Lockdown-Situationen, von denen eine momentan auch noch andauert und die uns vermutlich auch im kommenden Jahr noch beschäftigen wird, wurde das gesellschaftliche Leben nahezu auf null gefahren. Insbesondere Sie als Eltern, aber auch ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, und wir Kolleginnen und Kollegen wurden hierdurch vor große Herausforderungen gestellt, da gewohnte Strukturen von heute auf morgen einfach wegbrachen. Homeoffice und Homeschooling gehörten mit zu den häufigsten Worten und Eltern sahen sich gezwungen, bei oft eigener Arbeit zuhause auch noch die Kinder mit ausreichenden technischen Geräten, Internetzugang und v.a. Zeit zu unterstützen. Gewohnte und wichtige schulische Gemeinschaftsveranstaltungen wie Konzerte, die Projekttage und das Schulfest konnten nicht durchgeführt werden. Die Enttäuschung bei den Abiturientinnen und Abiturienten war groß, als wir verkünden mussten, dass die Mottowoche und die anderen Abiturfeierlichkeiten nicht stattfinden durften. Auch wenn die Verleihung der Abiturzeugnisse im feierlichen Rahmen im Reitstadion einen versöhnlichen und würdigen Abschluss der Schullaufbahn darstellten, fehlten dennoch die anderen Abituraktivitäten. Auch Klassen- und Studienfahrten, die immer besondere Höhepunkte in der Schullaufbahn darstellen, mussten gestrichen werden.
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Insgesamt glaube ich aber, dass wir im Couven trotz dieser Brüche im schulischen und privaten Bereich die Situation bislang gut meistern konnten. Hierzu hat vor allem beigetragen, dass es immer wieder Gespräche auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten gab, die das gegenseitige Verständnis und die Toleranz füreinander gefördert haben. Die Empathie füreinander wird auch der Schlüssel sein, die kommenden Wochen und Monate gemeinsam anzugehen und das beste aus der sicherlich noch länger andauernden misslichen Situation zu machen.
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Froh sind wir darüber, dass wir bereits in den letzten Weihnachtsferien für die Schülerinnen und Schüler Office 365 bereitgestellt haben und im Schuljahr davor damit begonnen haben, die Schülerschaft ab der Jahrgangsstufe 7 mit iPads auszustatten. Für das Distanzlernen waren das genau die richtigen Schritte und wir sind nach wie vor davon überzeugt, einen zukunftsweisenden Weg hin zu einem schülerzentrierten Lernen damit eingeschlagen zu haben, der auch im Präsenzunterricht große Vorteile aufweist. Dass wir seit den Sommerferien in allen Klassen und Fachräumen mit Präsentationmedien ausgestattet sind, auf die alle Schülerinnen und Schüler und alle Kolleginnen und Kollegen schnellen Zugriff haben, setzt diesen Weg konsequent fort. Bleibt nur zu wünschen, dass die schon seit Monaten durch den Schulträger zugesagte Ertüchtigung des W-Lans endlich umgesetzt wird. Schön ist, dass wir seit einigen Wochen über 88 Leihgeräte verfügen, die wir in Situationen des Distanzlernens an Schülerinnen und Schüler verteilen können.
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Weitere Herausforderungen, die das Jahr 2020 für uns bereithielt, sind im Schatten der Pandemie leider etwas untergegangen. Auch Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben sich in der Organisation Fridays for Future engagiert und uns als Gesellschaft wachgerüttelt, was die globale und regionale klimatische Situation angeht. Wünschenswert wäre diesbezüglich die breitere Auseinandersetzung der Schulgemeinde mit der Thematik, die in den kommenden Jahrzehnten eine der drängendsten Herausforderungen darstellen wird. Gut ausgebildete Schülerinnen und Schüler mit dem Mut, auch einmal die eigenen Vorteile und Bequemlichkeiten zum Wohl der Gemeinschaft zurückzustellen, sind dabei eine Grundvoraussetzung, die wir als Erwachsene auch vorleben müssen.
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Eine breitere Auseinandersetzung und klarere Haltungen wünschen wir uns auch in anderer Hinsicht. Demokratische Werte und Toleranz zu leben, ist keine rein großpolitische Aufgabe, sondern fängt im Kleinen an. Vieles läuft diesbezüglich gut im Couven Gymnasium, was u.a. die Partizipation aller Gremien an wichtigen Entscheidungen zeigt. Wenn jedoch in einer multikulturellen Schule wie der unseren antisemitische, rassistische, sexistische oder menschenverachtende Äußerungen auftauchen, erwarten wir von der ganzen Schulgemeinde klare Haltungen und Statements dagegen. Zu leichtfertig wird oft mit verletzenden und diskriminierenden Ausdrücken diesbezüglich in Chats, bei Schmierereien auf Wänden oder Tischen und in Unterhaltungen umgegangen. So geschehen auch in einem Chat in der Q1, der uns in den letzten Wochen bekannt wurde. Gut – und mit der nötigen Zivilcourage verbunden – ist, dass uns einige verantwortungsbewusste Schülerinnen und Schüler auf diesen Chat hinwiesen. Gut ist auch, dass die Täter ihr Fehlverhalten eingesehen haben und keine entsprechenden Haltungen hinter den betreffenden Taten steckten. Schlecht ist, dass in einer Schule, die den Titel “Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage” trägt, wir überhaupt solches Verhalten sanktionieren müssen und eine große schweigende Mehrheit den zumeist groben Unfug toleriert und nicht die Zivilcourage aufweist, dem sofort Einhalt zu gebieten. Hieran müssen und werden wir in den kommenden Wochen und Monaten arbeiten.
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Dennoch möchten wir diese Mail zum Abschluss des Jahres nicht mit Kritik beenden. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Misslichkeiten hatten die vergangenen Monate auch so manches Versöhnliche. Die Fürsorge und Unterstützung untereinander haben in den letzten Wochen in einem Maße zugenommen, die uns für das kommende Jahr hoffnungsvoll stimmt. Diese Solidarität wird es sein, die uns durch die kommenden Monate bringen wird.
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Ihnen/euch und Ihren/euren Familien wünschen wir ein friedvolles Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr 2021 und vor allem viel Gesundheit
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Kristin Reichel, stellv. Schulleiterin
Michael Göbbels, Schulleiter