Liebe Eltern,
hiermit leite ich Ihnen eine Mail an die Elternschaft der EF und der Q1 weiter, die ich gestern nach einer Veranstaltung für die beiden Stufen geschrieben habe.
In meiner Mail zum Jahreswechsel hatte ich bereits angedeutet, dass es in einem sog. Diskord-Server, einem eigentlich privaten Chatraum, menschenverachtende, antisemitische und diskriminierende Äußerungen gegeben hatte. Insbesondere auch farbige und muslimische Schülerinnen und Schüler hatten mir zudem vorher bereits von rassistischen bzw. diskriminierenden Verletzungen und Beschimpfungen erzählt. Neben entsprechenden Sanktionierungen haben wir in der Folge besonders die Notwendigkeit gesehen, präventiv in der Sache tätig zu werden. Die wichtigsten Punkte erschienen uns hierbei, dass wir diejenigen stärken und unterstützen wollen, die selbst beleidigt oder diskriminiert werden, aber vor allem auch die große schweigende Masse zur unterstützenden und positionierenden Zivilcourage animieren wollen. Bei diesen Zielsetzungen sind wir uns in allen Gremien der Schulgemeinde (Kollegium, Schülerschaft, Elternschaft) sehr einig: Im Couven gibt es keinen Platz für Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung, wir sind eine bunte Schule der Toleranz und der freiheitlich-demokratischen Bildung. Das möchten wir auch gemeinsam mit allen im Schulleben Handelnden über unterschiedlichste Kanäle nach außen transportieren.
Nach dem Vorfall im November haben wir nach einer Vollversammlung mit der Q1, in der wir den Sachverhalt mit den Schülerinnen und Schülern erörtert haben, Schulordnungsmaßnahmen gegen diejenigen Schüler ausgesprochen, die ihre Täterschaft eingestanden haben. Außerdem hat sich ausgehend von der Lehrerschaft eine Gruppe gebildet, Couven mit Courage, in der die einzelnen Schulgremien Maßnahmen zur Prävention einfließen lassen konnten. Neben zahlreichen Teamsbesprechungen zur weiteren Vorgehensweise, u.a. auch mit außerschulischen Experten, war auch das gestrige Webinar eine der ersten Möglichkeiten für uns präventiv tätig werden zu können.
Dass sich der Chat, wie unten beschrieben, dann in dieser Form gestaltete, war für uns weder antizipierbar noch kontrollierbar. Wir wissen zurzeit noch nicht, ob es sich bei den anonymen Posts um eine oder mehrere Personen handelt, werden aber versuchen diesbezüglich für Aufklärung zu sorgen und hoffen dabei auf die Mithilfe der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft, da uns nicht die Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die betreffenden Personen zu ermitteln.
Noch einmal betonen möchte ich, dass wir mit der Sache sehr transparent umgehen wollen und deshalb auch die Medien einschalten werden. Das soll in einer gemeinsamen Aktion mit Eltern, Schüler- und Lehrerschaft geschehen. Hierdurch möchten wir, dass ein differenziertes Bild der Situation nach außen weitergegeben wird und nicht über Einzelkanäle in die Öffentlichkeit vermittelt wird, dass im Couven eine Vielzahl von Menschen rassistisches oder antisemitisches Gedankengut verbreiten. Dies ist nämlich mitnichten der Fall, im Gegenteil bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass wir in der überwiegenden Mehrheit eine sehr tolerante und freiheitlich-demokratische Schulgemeinschaft bilden, die es auch weiter zu unterstützen und auszubauen gilt.
Info Unterricht ab 15.03.21
Zum Ende meiner Mail möchte ich noch kurz auf die unterrichtliche Situation ab dem 15.03.21 bis zu den Herbstferien eingehen. Laut Mail der Landesregierung werden wir in diesen beiden Wochen ein Wechselmodell für alle Schülerinnen und Schüler hinsichtlich Präsenz- und Distanzlernen anbieten müssen. Da die Ausgestaltung hinsichtlich von Kursunterricht, Koop-Beteiligung und A/B-Wochen-Modell nicht ganz einfach ist, werden wir über die genauen Planungen erst im Laufe der kommenden Woche berichten können.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Göbbels,
Schulleiter
Tel. 0241-705200
Michael.Goebbels@mail.aachen.de
www.Couven.de
>>> Michael Göbbels 04.03.2021 15:55 >>>
Liebe Eltern der Jahrgangsstufen EF und Q1,
ausgehend von den Geschehnissen im November im sog. Diskord-Server in der Q1 und anderen Rückmeldungen, in denen es um rassistische Äußerungen ging, hatten wir heute eine Präventionsveranstaltung mit dem jüdischen Rapper Ben Salomo. Über diese Veranstaltung hatte ich in der vergangenen Woche Informationsmaterial von Frau Kleine-Finke weitergeleitet, die diese Veranstaltung in hervorragender Weise mit der Friedrich-Naumann-Stiftung organisiert hatte.
Es war grundsätzlich auch eine hervorragende Veranstaltung, in der nicht nur den Schülerinnen und Schülern einige wichtige Fakten neu gewesen sein dürften. Erschüttert waren wir darüber, dass sich im Chat einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer antisemitisch äußerten, indem beispielsweise das Deutschlandlied in seiner ursprünglichen Form oder ein anderes nazistisches Lied veröffentlicht wurden. Bislang waren wir von Seiten der Schulleitung der Meinung, dass wir eine offene und tolerante Schule sind, in der rassistisches und antisemitisches Gedankengut keinen Platz hat. Hier haben wir uns augenscheinlich geirrt. Jetzt gilt es für mich und uns, entsprechende Täter ausfindig zu machen und mit aller Härte zu bestrafen. Das Webinar wurde nicht über Teams, sondern über ein Zoom-Meeting veranstaltet, bei dem jeder, der den Link zur Verfügung hatte, sich anonym einwählen konnte. Diesbezüglich erhalten wir Kopien des Chats, den wir verbunden mit einer Anzeige an die Polizei bzw die Staatsanwaltschaft weiterleiten werden, in der Hoffnung, dass die Betreffenden ermittelt werden können.
Noch wichtiger ist es aber, die schweigende Mehrheit von Schülerinnen und Schülern zu motivieren, den Mund aufzumachen und gegen jegliche Form von Ausgrenzung anzukämpfen. In dieser Hinsicht war die Veranstaltung ein großer Erfolg und mir ist sehr daran gelegen, eine Folgeveranstaltung in Präsenz zu planen, wenn das wieder durchführbar ist. Viele Antworten im Chat und auch einige Mails diesbezüglich zeigen mir, dass es hier schon eine große Menge sehr Verantwortungsbewusster gibt und wir auf dem richtigen Weg sind. An dieser Stelle ist es mir auch noch einmal wichtig, diejenigen Schülerinnen und Schüler zu erwähnen, die mit den Offenbarungen zum Diskord-Server den Stein ins Rollen gebracht haben. Nur solche Zivilcourage lässt uns gegen Stupidität und Dumpfbackentum erfolgreich sein.
Im Übrigen haben wir uns dazu entschlossen, Kontakt mit den Medien aufzunehmen, um transparent und offensiv gegen diese Form des Antisemitismus vorzugehen. Auch damit kann es uns gelingen, den vielen Menschen aus unserer Schulgemeinde, die für Toleranz und Menschenwürde immer wieder einstehen, den Rücken zu stärken.
Mit den Hauptelternvertretern werde ich besprechen, inwieweit wir die Informationen noch in die Gesamtelternschaft weiterleiten werden und welche weiteren Schritte angebracht erscheinen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Göbbels,
Schulleiter
Tel. 0241-705200
Michael.Goebbels@mail.aachen.de
www.Couven.de